Mit reichlich Gegenwind gehen wir in den Endspurt

Manchmal kommt nicht nur alles, sondern einfach wirklich alles auf einen Schlag. Ein unfassbares Verletzungspech hat uns in den letzten zwei Wochen ereilt. Ausgangspunkt dieser Misere waren die Testspiele gegen Spanien in Göttingen. Nun steht der letzte Lehrgang vor der Europameisterschaft ins Haus, wobei uns zwei Stammkräfte fehlen werden, wir aber auch einen Neuling begrüßen dürfen.

Die Verletzungsserie begann bereits vorm Anpfiff des ersten Tests gegen den amtierenden Europameister Spanien. Beim Aufwärmen zerrte sich Sebi die Sehne am Schultereckgelenk. Als Ali dann nach sieben gespielten Minuten nach einer Balleroberung unglücklich auf den Ball trat und daraufhin mit Schmerzen im Knie sofort ausgewechselt werden musste, ahnte noch niemand, wie schwerwiegend seine Verletzung tatsächlich war. Die Untersuchungen in den nächsten Tagen hielten dann die niederschmetternde Diagnose Kreuzbandriss parat, wodurch uns Ali, der sich in bestechlicher Form befand, monatelang fehlen wird.
Trotz eines guten Spiels von uns kassierten wir das Gegentor und nahezu im Anschluss, quasi in der letzten Minute, wurde Vedat beim Schuss an seinem ohnehin sehr anfälligen Sprunggelenk erwischt und musste ebenfalls vom Platz. Die Diagnose ergab bei ihm eine schwere Knochenprellung mit zugehörigem Bluterguss. Seine Genesung gestaltet sich schmerzhaft, aber er glaubt fest an sein Comeback in England.
Gleiches gilt für unseren Verletzten Nummer 4. Bei einer Defensivaktion am Sonntag zog sich Alex einen Außenbandriss im Sprunggelenk zu. Intensive physiotherapeutische Betreuung und entsprechendes Stabilisations- und Koordinationstraining sollen auch ihm das Auflaufen in England ermöglichen.

Als wäre all das nicht schon genug gewesen, erschütterte uns am Montag die Nachricht, dass Mulle am Wochenende auf U-Bahn-Gleise gestürzt war und sich dabei eine Gehirnerschütterung sowie innere Verletzungen zugezogen hatte. Er befindet sich aktuell zur weiteren Beobachtung in einem Stuttgarter Krankenhaus, aber sein erster Gedanke, als er seine Teamkollegen und Rolf informierte, galt seinem damit leider verbundenen EM-Ausfall. Mulle war seit der Premieren-Europameisterschaft 2007 bei jedem Turnier dabei und immer unsere defensive Konstante. In England müssen wir seinen Wegfall nun kompensieren. Uli und Rolf haben auf diese Schreckensnachricht auch gleich personell reagiert und mit Rasmus Narjes vom FC St. Pauli einen der talentiertesten Spieler Deutschlands nachnominiert.

Zwar ist Rasmus erst 15 Jahre alt, womit er zum jüngsten Kadermitglied unserer Geschichte wird, bringt er dennoch bereits die Erfahrung dreier Bundesligaspielzeiten sowie einiger Teilnahmen an internationalen Klubturnieren mit. In seiner ersten Saison 2013 wurde er gemeinsam mit seinem Teamkollegen Jonathan Tönsing zum besten Newcomer der Saison gewählt. Beim internationalen Bucovice Blind Football Cup in diesem Juni erhielt Rasmus den Preis für den besten Abwehrspieler. Das ist insofern sehr bemerkenswert, da der erneute Turniersieger ICB Bahia aus Brasilien mit einigen Nationalspielern bestückt ist und sich der „kleine“ Rasmus gegen diese erfahrenen Spieler durchsetzen konnte. Klein ist der Abwehrchef der Kiezkicker keinesfalls: er dürfte mit seinen 1,95m nicht nur der bisher jüngste, sondern auch der bisher größte Spieler in unserer Mannschaft sein.

Obwohl die Umstände für diese so kurzfristige Nachnominierung alles andere als erfreulich sind, freuen wir uns dennoch auf das neue Gesicht in unseren Reihen und werden jetzt nochmal eine ordentliche Schippe drauflegen, um uns vorm Abflug am 20. August perfekt einzuspielen. Wir sind fest davon überzeugt, dass das Schicksal nicht noch mehr Rückschläge für uns bereithält und wir ab sofort endlich das nötige Glück zum Erreichen unserer Ziele auf unserer Seite haben werden!