Deutschlands Nummer 3 beendet Nationalmannschaftskarriere

Spielszene
Sven in Athen 2007

Der Stuttgarter Sven Schwarze hat seine internationale Laufbahn in der Blindenfußball-Nationalmannschaft für beendet erklärt. Damit verlässt ein Mann der ersten Stunde das Nationalteam. Der 35-Jährige Bürokaufmann war seit dem ersten Sichtungslehrgang in Essen im Sommer 2007 in der deutschen Auswahl vertreten.

Sven, Marco, Lukas, Cengiz, Heinrich, Gianni in der Lobby
World Games Antalya 2011

Er nahm mit Deutschland 2007 erstmals an der IBSA Europameisterschaft in Athen, sowie den Europameisterschaften 2009 in Nantes und 2011 in Aksaray teil, vertrat im Frühjahr 2011 Deutschland bei den World Games in Antalya und reiste in den Jahren 2009 und 2010 mit zu den Vier-Nationen-Turnieren nach Thessaloniki.

 

Sven, Alex und Heinrich
2011 – Sven, Alex und Heinrich

„Viele Dinge wie mein erstes Spiel in Griechenland (wo wir noch ein Hühnerhaufen waren), die Abschlußfeier in Nantes, das Spiel gegen China oder unser Vulkan-Tripp nach Hereford werden ewig in meinem Kopf bleiben“, so Schwarze in seiner Abschieds-Mail an die Mannschaft. Hier spricht der gebürtige Hildesheimer nur einige Highlights aus der Geschichte des Nationalteams an. Im August 2010 sah man Schwarze im TV in der Late-Night-Show von Johannes B. Kerner sowie im Dezember 2009 bei der Samstagabend-Show „Frag doch mal die Maus“, in der er zusammen mit einigen Nationalteamkollegen zur Prime Time bei Jörg Pilawa die Frage wie Blindenfußball überhaupt funktionieren könne mithilfe einer kurzen Präsentation beantwortete.

Bei den Präsentationsveranstaltungen zum Blindenfußball beim Paralympic Day in Berlin war Schwarze ebenso mit von der Partie, genau wie auch beim 2008 stattgefundenen Mondschein-Cup in Bottropp, wo das Nationalteam erstmals im Dunkeln gegen eine Ligaauswahl kickte.

Team Deutschland beim gemeinsamen Essen.
Länderspielreise nach England 2013

Die Vorbereitungsspiele gegen Frankreich und England im Frühjahr dieses Jahres sowie Freundschaftsspiele in der Vergangenheit bestritt der Wahlstuttgarter ebenfalls und kam so insgesamt auf 22 Länderspiele. Ein Tor gelang dem Flügelspieler im Deutschlandtrikot in einem offiziellen Länderspiel leider nicht, dennoch zählte er lange Zeit zu den Konstanten im Team. Viele Male konnte der als „Dribbelkönig“ betitelte Schwarze durch sehenswerte Aktionen seine Teamkollegen mannschaftsdienlich in Szene setzen und trug somit maßgeblich zum Erfolg der Stürmer bei. Seine enge und sichere Ballführung sowie das moderate Passspiel zählen bis heute zu seinen Spezialitäten.

Die EM 2013 in Italien sollte einen angemessenen Schlusspunkt auf seine Karriere setzen. Jedoch nominierte Bundestrainer Pfisterer ihn am Ende entgegen seiner Erwartung nicht.

Entspannen im Whirlpool
England 2013

„Eine etwas unschöne Sache“, so Schwarze,“allerdings ist es wie es ist. Ich denke die Nationalmannschaft hat mit den neuen Kollegen Nachwuchs bekommen mit dem sich in der Zukunft noch viel erreichen lässt“, prognostiziert der „alte Hase“.

Mit den jungen Kollegen aus Marburg wurde der Nachwuchs in die Mannschaft gebracht und es sei „nun Zeit den Platz zu räumen“, so Schwarze. Er bedankt sich vielfach für die zahlreichen Erlebnisse mit der Nationalmannschaft und wünscht für die Zukunft viel Erfolg.

Unterwasserbild Sven, Sebastian und Lukas
England 2013

In der Blindenfußball-Bundesliga ging Schwarze ab 2007 zunächst mit den BSG Guide-Dogs Mainz auf Torejagd, bevor er zur Saison 2010 zum damals amtierenden deutschen Meister MTV Stuttgart wechselte. Mit den Schwaben gewann er 2010 seinen ersten Meistertitel und konnte ihn in der Folgesaison 2011 auch verteidigen. In dieser Rekordsaison des MTV war er so torgefährlich wie nie zuvor und schoss zehn der 50 erzielten Stuttgarter Tore.

Der „Rocker des Blindenfußballs“, wie ihn St. Paulis Trainer Wolf Schmidt als Spielbeschreiber taufte, da er auf dem Platz immer ein Kopftuch trug, möchte sich in Zukunft „anderen Dingen und meiner Familie zuwenden. Das intensive Fußballspielen mit manchmal drei Terminen im Monat hat da künftig keinen Platz mehr.“
Schwarze hat in den vergangenen sechs Jahren alles für den Blindenfußball getan und ist auch mit durch häufiger auftretenden Verletzungen „an einem Punkt angelangt, an dem es Zeit ist aufzuhören.“

Die Nationalmannschaft wünscht ihm alles erdenklich Gute und wird sich immer freuen ihn am Spielfeldrand – oder mit den alten Kickstiefeln als Trainingspartner auf dem Platz – begrüßen zu dürfen.
Ob Schwarze seine Laufbahn in der Liga gleichfalls beendet, ist derzeit noch nicht bekannt.

Mannschaftsfoto Länderspielreise Frankreich
Länderspielreise Frankreich im März 2013