Bordeaux zeigt die Schwachstellen auf

Unter den Augen der interessierten Zuschauer läuft das deutsche Team ein.
Unter den Augen der interessierten Zuschauer läuft das deutsche Team ein (Foto: Petro Göbel)

Mit zwei Testspielen, zwei Niederlagen, aber dafür jeder Menge Erkenntnisse für die weitere WM-Vorbereitung beschlossen wir am Sonntagmittag in Würzburg den ersten von vier Leistungslehrgängen vorm Abflug am 12. November nach Tokio.

Die Spätsommersonne bescherte uns perfektes Fußballwetter und das Gelände „Am Hubland“ der Uni Würzburg optimale Bedingungen für die Trainingseinheiten und die zwei angesetzten Testspiele gegen den französischen Meister Girondins Bordeaux.
Nach einem leichten Training am Freitagabend und einem darauf folgenden gemütlichen Abendessen begann der Samstagmorgen zunächst mit einem Crashkurs in Sachen Blindenfußballgeschichte. Nicht für uns, sondern für die Studenten, die am von Enrico geleiteten Uniseminar „Blindenfußball“ teilnahmen. Einheiten am Ball und später das Spiel vervollständigten im Anschluss die Seminarinhalte.
Um 11.00 Uhr standen wir dann zu einer ersten Trainingseinheit auf dem Platz. Mulle, der aktuell noch an seiner Knieverletzung vom letzten Ligaspiel laboriert, leitete in seiner Funktion als Fitnesstrainer das Team an und brachte uns für das anschließende Spiel schon auf eine ordentliche Betriebstemperatur. Unsere französischen Gäste nutzten den Vormittag ebenfalls, um sich ein wenig einzuspielen und die Platzbegebenheiten kennenzulernen.
Nach der Mittagspause, kleinen Snakcs und einer eingeschobenen Fotosession betraten wir erneut das Spielfeld. In kompletter Mannschaftsstärke liefen wir auf, begrüßten ganz dem Zeremoniell folgend unsere Fußballfreunde aus Bordeaux und auch eine angenehme Anzahl an Zuschauern, die sich dieses Testspiel nicht entgehen lassen wollten.
Zunächst starteten Enrico im Tor, Alex davor als Abwehrchef, Lukas als zentraler Mittelfeldspieler sowie Ali und Sebastian in der Offensive. Nach etwa 10 Minuten wurde Sebi für Enrico eingewechselt, der seit seiner Handverletzung erstmals wieder in unserem Kasten stand.
Schon vor dem Spiel war uns klar, dass die größte und nahezu einzige Gefahr von Frederic Villeroux ausgehen würde. Dies bestätigte sich auch ziemlich schnell. Frederic machte die für ihn so typischen kurzen Haken, die es einem Abwehrspieler extrem erschweren seinen nächsten Richtungswechsel zu antizipieren bzw. darauf zu reagieren.

Keine Chance für Keeper Sebastian Schleich beim 1:0 von Frédéric Villeroux aus kurzer Distanz.
Keine Chance für Keeper Sebastian Schleich beim 1:0 von Frédéric Villeroux aus kurzer Distanz (Foto: Petro Göbel)

So dribbelte er sich Mitte der ersten Hälfte erstmals durch die Abwehr und schloss in den Winkel zum Führungstreffer für Bordeaux ab. In weiteren Situationen war deutlich, dass unsere neu formierte Defensive Zeit brauchte, sich zu finden und die teilweise doch sehr großen Lücken in hohem Tempo zu schließen.
Für Sebastian und Ali kamen im Laufe der ersten Hälfte Ted und Serdal ins Spiel. Größere Torchancen konnten wir uns im ersten Durchgang jedoch nicht herausspielen. Die Dominanz im Mittelfeld durch Villeroux forderte alles von uns ab.
Im zweiten Durchgang tauschten wir erneut auf der Torwartposition und Tim sah sich nun den Angriffsläufen von „Super Fredo“ gegenüber. Einen weiteren Lauf schloss Frederic in seiner typischen Art durch die Mitte zum 2:0 ab.
Jetzt schien uns endlich der Ehrgeiz gepackt zu haben. Wir führten Zweikämpfe engagierter und eroberten so häufiger den Ball. Einen Ballgewinn durch Lukas verwertete Ali dann stark zum Anschlusstreffer.

In dieser Phase des Spiels standen zwei gleichwertige Teams auf dem Platz.
Doch schon kurz darauf schafften wir es trotz Überzahl nicht Villeroux vom Ball zu trennen und am Torschuss zum 3:1 zu hindern. Bei dieser Aktion bekam Alex einen Schlag aufs Knie und musste durch Sebastian ersetzt werden. Mit Ted, Ali, Serdal und Sebastian standen plötzlich vier gelernte Offensivkräfte auf dem Feld und mussten sich in teilweise ungewohnten Rollen zurecht finden. Eine hieraus resultierende Abstimmungsschwierigkeit nutzte Frederic zum 4:1-Endstand.

Das Bayerische Fernsehen verfolgte das Spielgeschehen und erstellte einen Beitrag.

Eine Vielzahl lokaler Medien waren ebenfalls vor Ort. Hier wird Enrico gerade vom Bayerischen Rundfunk interviewt (Foto: Marcus Meier)
Eine Vielzahl lokaler Medien waren ebenfalls vor Ort. Hier wird Enrico gerade vom Bayerischen Rundfunk interviewt (Foto: Marcus Meier)

Trotz des deutlichen Ergebnisses hielt das Match einige aufschlussreiche Erkenntnisse parat. So müssen wir alle noch mehr an unseren Allrounder-Fähigkeiten arbeiten, um auf Auswechslungen und Spielverläufe flexibler reagieren zu können, das Umschaltspiel nach Ballgewinnen schneller ankurbeln und die Passsicherheit erhöhen.

Schon am Sonntagmorgen zeigten sich erste Verbesserungen im Vergleich zum Vortag. Beim zweiten Spiel, in dem testweise auf die leicht größeren Hockeytore (3,66 x 2,14m) gespielt wurde, zeigte sich der Defensivverbund besser organisiert, die Offensive arbeitete im Mittelfeld stärker mit und sorgte so für frühere Ballgewinne. Dennoch ist es nahezu unmöglich einen Frederic Villeroux komplett aus dem Spiel zu nehmen. So netzte er aus acht Metern in das nun noch längere Eck zur Führung ein.
Ali hatte mit einem schönen Schuss auf den Winkel des Gästetores den Ausgleich auf dem Fuß, allerdings parierte Bordeauxs Keeper den Ball grandios.
Ein verunglückter Seitenwechsel von Alex blieb an Villeroux hängen, der mit Tempo aufs Tor durchstartete und die Führung auf 2:0 schraubte. Dennoch ließ unsere Abwehr bis auf einen weiteren Schuss, den Sebi glänzend entschärfte, keine weiteren Chancen für die Franzosen zu. Die französische Feldüberlegenheit vom Samstag war ebenfalls nicht mehr so extrem zu spüren. Beim Abpfiff keuchte ein sichtlich angestrengter Villeroux, dass dies an den übergroßen Pizzen, die wir alle am Samstagabend gegessen hatten, lag.

Zufrieden mit den sichtlichen Verbesserungen und auch mit dem Test der größeren Hockeytore, die von allen Akteuren eine Anpassungsfähigkeit in ihrem Spiel erforderten, zog der Trainerstab ein positives Resümee. Kleine Trainingseinheiten und ein griechisches Mittagessen rundeten das Wochenende ab.

Schon am 10. Oktober geht es weiter. Dann treffen wir uns in Gelsenkirchen auf dem Sportplatz des VfB 09/13 an der Fürstinnenstraße. Auch hier wird es einen weiteren Testgegner geben. Das junge belgische Nationalteam kommt am Samstag nach Gelsenkirchen und wird um 15.00 Uhr ein Länderspiel gegen uns bestreiten. Belgien konnte im Juli in Prag das von der IBSA für aufstrebende Nationen ausgerichtete Turnier gewinnen und wird uns als nächster Sparingspartner auf dem Weg zur WM dienen.

Gute Stimmung nach dem Spiel beim gemeinsamen Abschlussfoto beider Teams (Foto: Julitta Harms)
Gute Stimmung nach dem Spiel beim gemeinsamen Abschlussfoto beider Teams (Foto: Julitta Harms)